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Die hepatische Enzephalopathie zählt zu den häufigsten und schweren Komplikationen bei Patienten mit Leberversagen. Sie verschlechtert die Prognose und beeinträchtigt die Lebensqualität der Patienten. Recht- zeitig diagnostiziert, ist die neurologische Störung gut behandelbar.

Die klinische Bedeutung der hepatischen Enzephalopathie ist sehr hoch, da es sehr viele Patienten mit chronischem  Leberversagen gibt. Wir gehen davon aus, dass ca. 35-45% dieser Patienten HE-Episoden haben. Die Häufigkeit der minimalen HE wird auf etwa 30-80% bei Patienten mit chronischem Leber- versagen geschätzt. Die große Spanne bei mHE ist darauf zurückzuführen, dass die Beeinträchtigungen in der klinischen Untersuchung nicht feststellbar und deshalb psychometrische Testverfahren erforderlich sind. Deshalb ist die Dunkelziffer der betroffenen Patienten sicher hoch. Die Bedeutung der mHE ist jedoch nicht zu unterschätzen, da sie die Leistungsfähigkeit und die gesundheitsbezogene Lebensqualität der Patienten einschränken kann.

Faktoren wie z.B. Infektionen, Medikamente, metabolische Störungen, Elektrolytentgleisungen oder Traumata können eine HE auslösen oder den Verlauf erheblich beeinflussen. Die Identifikation dieser auslösenden bzw. begleitenden Faktoren ist eine große Herausforderung, aber auch von immenser Bedeutung, da die Behandlung bzw. Entfernung dieser Faktoren den ersten Schritt bei der Behandlung der HE darstellt.

Die HE ist immer eine Ausschlussdiagnose, da es keine Symptome oder Biomarker gibt, die eine HE eindeutig beweisen. Wenn sich bei einem Patienten mit Leberzirrhose Bewusstseinsstörungen zeigen, gilt es zunächst nach den Ursachen zu suchen. Die ersten Schritte bestehen aus laborchemischer Diagnostik und zerebraler Bildgebung. Die Aussagekraft der Ammoniakspiegel wird kontrovers diskutiert. Ein hoher Ammoniakspiegel kann die Diagnose HE unterstützen, schließt allerdings andere Ursachen der Bewusstseinsstörung wie z.B. eine Hirnblutung nicht aus. Als beste Bestätigung für das Vorliegen einer HE gilt das Ansprechen des Patienten auf eine Ammoniak-senkende Therapie. Das therapeutische Konzept bei HE besteht nach Ausschluss anderer Ursachen der Bewusstseinsstörung zunächst aus der Identifizierung und Behandlung präzipitierender Faktoren. Die medikamentöse Therapie zielt auf die Reduzierung des Ammoniakspiegels. Die wichtigsten Medikamente sind Lactulose, das die intestinale Ammoniak-Resorption reduziert und Rifaximin, ein darmselektives Antibiotikum, sowie L-Ornithin-L-Aspartat, das den Ammoniakabbau in der Leber, im Gehirn und in der Muskulatur fördert.

Nach der Transplantation ist die Zirrhose als Ursache der HE geheilt, so dass eine HE nicht mehr auftreten kann. Metabolische Veränderungen im Gehirn von Patienten mit HE bilden sich innerhalb von Monaten nach der Transplantation zurück. Langfristig hat sich gezeigt, dass HE-bedingte kognitive Veränderungen fünf Jahre nach der Transplantation keine wesentliche Rolle mehr spielen. Davon abgesehen, haben ca. 30% der Patienten in den ersten Wochen nach der Transplantation neurologische Symptome, die häufig durch metabolische Veränderungen verursacht werden. Wir sprechen hier von einer post-transplant Enzephalopathie. Die Ursachen sind unklar. Diskutiert werden HE-bedingte metabolische Veränderungen im Gehirn und neurotoxische Nebenwirkungen der immunsuppressiven Medikamente.

Vielen Dank für das Gespräch, Herr Pflugrad.